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Über das künstlerische Verwischen

Die Unschärfe (oder Weichzeichnung, "flou artistique") ist nicht nur ein Stilmittel der Bildenden Kunst, sondern auch Teil unserer täglichen Wahrnehmung. Bewegung, Dunkelheit, räumliches und peripheres Sehen erzeugen unscharfe Bilder, die wird mit Situationen und Emotionen verbinden. Diese Assoziationen macht sich der Künstler zu Nutze, wenn er unscharf darstellt.

In der Malerei wirken Unschärfen dynamisch.

Wenn man mit dem Pinsel schwungvoll über das Bild malt, verwischt sich die Farbe und der Betrachter assoziiert Bewegung.

Das künstlerische Verwischen bewirkt außerdem einen feineren Farbauftrag, der beim normalen Malen nur in mehreren Schritten möglich wäre. Die Feinheiten nimmt der Betrachter als Qualitätssteigerung wahr.

Neben dem schwungvoll wischenden Farbauftrag hat der Künstler auch die Möglichkeit, die noch nicht trockenen Farben nachträglich zu verwischen. Bekannte Beispiele für diese Methode sind die fotorealistischen Bilder von Gerhard Richter.

einige LasurenGenerell eignet sich sowohl ein lasierender als auch ein pastoser Farbauftrag. Ihre Resultate sind jedoch recht unterschiedlich.

Fazit: Farbe lässt sich auf verschiedene Weise und mit den unterschiedlichsten Werkzeugen verwischen. Man kann sie mit wischenden Bewegungen auftragen oder erst nach dem Malen verwischen. Sowohl lasierende oder auch pastose Farbaufträge können verschmiert werden.

Einige Tipps

schwungvoller, schwarzer PinselstrichFür den dynamischen Farbauftrag wie für das Verwischen eignen sich viele Werkzeuge wie Pinsel, Spachtel, Malmesser, Wasserschieber/Abzieher, Tücher oder auch Holzkanten. Das Resultat ist meist sehr zufällig, kann aber begrenzt gesteuert werden.

Nasse Farbe verläuft oft nach dem dynamischen Farbauftrag weiter, so dass sie sich nicht sonderlich gut für diese Malweise eignet.

Eine feuchte Konsistenz hingegen lässt sich gezielter verwischen. Mit einem breiten Firnispinsel kann man die nicht ganz trockene Acrylfarbe fein und unscharf vertreiben.

Pastose Farbe kann man gut mit harten Werkzeugen wischen wie etwa Spachtel Malmesser oder Abzieher. Durch die harte Kante wird die Farbe flächiger und mit Aussetzern verschmiert - ähnlich wie beim Spachteln. Man kann aber auch lasierend oder pastos aufgetragene Farbe erst in einem zweiten Schritt verwischen. Mit Pinsel und Abzieher gelingt es recht gut.

Blau-violettes AcrylbildGroßflächige Bilder eignen sich besonders gut, da man die Farbe dynamisch frei über das Bild wischen kann, wodurch die nasse Farbe zur Seite spritzt. Es empfiehlt sich das Bild auf dem Boden liegend zu malen.

Bereits aufgetragene Farbe unscharf vertreiben

Bereits aufgetragene Farbe lässt sich, wenn sie noch nicht getrocknet ist, verwischen. Die Konsistenz der Farbschicht spielt dabei kaum eine Rolle. Sowohl Lasuren als auch deckende Farbschichten lassen sich auf ähnliche Weise unscharf machen.

Diese Arbeitsweise wendete Gerhard Richter sowohl bei seinen fotorealistischen als auch abstrakten Bildern an:

Bei seinen gegenständlichen Bildern malte er zunächst die Motive vereinfacht mit deckender Farbe auf die Leinwand. Danach vertrieb er mit einem breiten Borstenpinsel die Details zur Unschärfe.

Bei seinen bunten abstrakten Bildern verschmierte er mit einem sehr großen Abzieher einen pastosen Farbauftrag, so dass die Farbtöne ineinander verschmiert werden und diese wunderbaren, zufälligen Farbverläufe entstanden.

einige Acrylbilder, die in diesem Stil gemalt wurden:

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Text: Tiziano

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